Betta (spec. aff.) channoides , KOTTELAT & NG, 1994

Schlangenkopf-Weißsaum-Kampffisch

Dieser ausgewachsen nur etwa 5cm groß werdende maulbrütende Kampffisch stammt aus Kalimantan Timur, Borneo. Männchen haben in Prachtfärbung einen leuchtend roten Körper und unpaare Flossen. Der Rücken wirkt wie mit Gold bestäubt. Schwanz-, Rücken- und Afterflosse weißen einen dünnen leuchtend weissen Saum auf. Diesem folgt in der Schwanz- und der Afterflosse ein breiterer matt schwarzer Rand. Auch die Bauchflossen zeigen beide Säume. In neutraler Stimmung und während die Männchen die Brut im Maul haben verblasst die intensive rote Farbe.

Sie wird durch ein mattes rotbraun ersetzt und es können drei Streifen gezeigt werden. Die weissen Säume wirken dadurch nicht mehr so leuchtend.

Der Körper der Weibchen ist mittelbraun, die Flossen rotbraun gefärbt. Auf den Seiten sind drei Längsstreifen sichtbar. Die Flossensäume sind ebenfalls vorhanden, jedoch deutlich schmaler als bei den Männchen.

In aggressiver Stimmung färben sich die Weibchen komplett um: Die unpaaren Flossen werden matt rot und der Körper wird einfarbig hellbraun. Diese Farbmuster konnten von mir bis jetzt nur bei Aggressionsverhalten von Weibchen gegenüber anderen Weibchen beobachtet werden.

Bei beiden Geschlechtern führt ein dunkler Streifen durch das Auge, der vom Auge zur Schnauze hin nach unten wegführt.

Erwachsene Betta (spec. aff.) channoides halte ich in einem 50 Liter fassendem Artaquarium. Dort schwimmen in der Regel vier bis fünf Männchen und drei oder vier Weibchen. Weiterhin befinden sich einige dort aufgewachsene Jungfische in verschiedenen Größen darin.

Das Aquarium ist mit einigen Höhlen (Tonhöhlen, Blumentöpfe; Kokosnußschalen) ausgestattet, die tragenden Männchen Rückzugsmöglichkeiten bieten.

Außerdem teilt eine große Wurzel aus Moorkienholz das Aquarium. Als Bepflanzung dienen Wasserkelche und Speerblätter. Schwimmender Wasserhornfarn bietet den Fischen von oben her Deckung. Gefiltert wird das Aquarium über einen Topfsaußenfilter (EHEIM 2213) mit Torfgranulat, dessen Ansaugrohr mit einem feinporigem Filterschwamm („Billi-Filter“) umgeben ist.

Die Wasserwerte können zwischen pH 6-7, GH 3-7o dH, KH 0-2o dH liegen. Zur Zucht sind aber die unteren Wasserwerte vorzuziehen. Die Wassertemperatur schwankt zwischen 23oC und 25oC. Alle zwei Wochen gebe ich einen „Schluck“ flüssigen Eisendünger in das Aquarium. Der Eisengehalt liegt daher bei 0,6 – 0,8 mg/l.

Will man bei der Haltung von B. (spec. aff.) channoides nicht auf Beifische verzichten, so eignen sich kleine Bärblinge, wie Boraras urophthalmoides und Trigonostigma hengeli, bestens. Gegenüber anderen Fischarten ist B. cf. channoides sehr friedlich wobei diese auch kaum beachtet werden.

Als Futter reiche ich meinen Kampffischen lebende und gefrorene Mückenlarven, sowie lebende Artemia-Nauplien. Erwachsene Nachzuchttiere nehmen, wenn sie früh genug daran gewöhnt werden, auch Futtergranulat einer kleinen Körnung (z.B. SERA Microgran).

Der Wasserwechsel sollte regelmäßig in kleinen Dosen (nicht mehr als 20%) erfolgen.

In einem wie oben eingerichteten Aquarium vermehren sich diese maulbrütenden Kampffische bei mir in gewissem Maße ohne Zutun. Es kommen immer wieder Jungfische darin auf, die sich anfangs zwischen Schwimmpflanzen verstecken.

Zur gezielten Zucht ist es jedoch unumgänglich, tragende Männchen separat zu halten und die entlassenen Jungfische getrennt von den erwachsenen Fischen aufzuziehen.

Schon einige Tage vor dem Ablaichvorgang kann der Pfleger erkennen, dass die Fische in Ablaichstimmung gekommen sind. Das Weibchen zeigt eine sehr kontrastreiche Färbung: Der gesamte Körper wird cremefarben. Darauf werden sechs dunkelbraune senkrechte Binden sichtbar. Die unpaaren Flossen und die Bauchflossen färben sich weinrot. Die schwarzen und weissen Säume der Flossen treten deutlicher hervor. Vom Auge ausgehend werden drei zusätzliche dunkelbraune Streifen sichtbar.

Das Männchen balzt ein entsprechend gefärbtes Weibchen an, in dem es mit voll gespreizten Flossen und in Prachtfärbung fast senkrecht vor ihr steht.

Neben der auffälligen Veränderung im Farbkleid des Weibchens ist zunehmend auch eine Veränderung im Verhalten feststellbar: Die Aggressivität des Weibchens gegenüber andere Betta (spec. aff.) channoides, v.a. gegenüber anderen Weibchen, steigt an. Es verteidigt sein Männchen und den zukünftigen Ablaichort vehement.

Wie bei anderen Labyrinthfischen auch, synchronisieren sich die Partner durch Scheinpaarungen. Diese können oft schon einige Tage vor den eigentlichen Laichvorgängen beobachtete werden.

Bei den Paarungen schwimmt das Weibchen dem Männchen in die Flanke. Daraufhin wird die Umschlingung eingeleitet. Das Weibchen befindet sich bei dieser oben. Aus der Laichstarre erwacht das Weibchen zuerst.

Es nimmt dann eventuell abgegebene Eier, denn nicht jede Umschlingung führt zur Abgabe von Eiern, mit dem Maul auf. Es können mehrere Paarungen erfolgen bis das Weibchen beginnt die Eier dem Männchen vor zu spucken. Dabei befinden sich die Fische dicht beieinander. Das Weibchen spuckt dem Männchen ein bis drei Männer vor, die dieses dann mit dem Maul aufnimmt. Oft sind dazu jedoch mehrere Versuche nötig, v.a. wenn das Männchen schon eine größere Anzahl an Eiern im Maul hat. Ist das Männchen zu langsam oder gelingt es ihm nicht die Eier aufzunehmen, saugt das Weibchen die Eier wieder zurück in ihr Maul, bzw. sammelt diese wieder vom Boden auf.

Die erzielte Eizahl hängt vom Alter der Zuchttiere ab. Ältere Männchen sind in der Lage mehr Eier im Maul aufzunehmen als jüngere. Die Zahl an aus dem Maul entlassenen Jungfischen liegt bei um die 10 Stück bei jungen Männchen und etwa 40 Jungfischen bei alten Männchen.

Männchen, die Eier im Maul tragen sind die ersten Tage sehr leicht an ihren „dicken Backen“ zu erkennen. Sind die Larven geschlüpft, verringert sich das Volumen wieder. Erst wenn die Jungfische im Maul etwas gewachsen sind, sieht man das Männchen mit vollem Maul wieder. Meist steht es dann sehr ruhig, sich kaum bewegend, zwischen Pflanzenblättern.

Um ihm die benötigte Ruhe zu gewähren, wird das tragende Männchen möglichst noch am gleichen Tag, separiert. Dazu verwende ich Netzablaichkästen oder Einhängebecken (wie sie zur Aufzucht von L-Welsen sehr beliebt sind). In diesen befinden sich etwa Javamoos oder Nixkraut und einige Laubblätter. Des Weiteren decke ich die Behältnisse mit schwarzem Kunststoff (z.B. Rückseite einer CD-Slimcase-Hülle) ab, damit kein Licht mehr direkt von oben einfällt.

Nach einer Tragzeit von 16 bis 20 Tagen entlässt das Männchen den Nachwuchs. Das kündigt sich schon einige Zeit im Voraus an: Das Männchen schwimmt unruhig an der Wasseroberfläche. Das Entlassen der Brut kann sich über mehrere Stunden erstrecken. Die dunkelbraunen Jungfische verbringen ihre ersten Stunden und Tage, ohne sich viel zu bewegen, an der Wasseroberfläche.

Nach meinen Beobachtungen werden, von Brut zu Brut, unterschiedlich große Jungfische aus dem Maul entlassen. Zum einen gibt es Bruten, bei denen die kleinen Betta schon fähig sind Artemia-Nauplien zu bewältigen. Andererseits kann es auch vorkommen, dass die Jungfische die ersten Tage Pantoffeltierchen benötigen.Bis zu einer Größe von 24mm sind die jungen Betta sehr empfindlich gegenüber größeren Wasserwechseln und damit verbundener Frischwasserzufuhr. Haben sie jedoch diese kritische Zeit überstanden, kann man damit beginnen die Fische an härteres Wasser zu gewöhnen. Dies ist nötig, wenn man sie später einmal abgeben will.

 Werden B. (spec. aff.) channoides einmal in Fischtransporttüten gesetzt sollte man unbedingt darauf achten, dass das Wasser sehr gut gepuffert ist. Die Fische sind in den Beuteln sehr empfindlich gegenüber Schwankungen des pH-Wertes. Sie können dann innerhalb weniger Stunden verpilzen. Eine Heilung ist in einem solchen Fall fast nie möglich.

Nach vier bis sechs Monaten können die jungen Betta schon wieder selbst für Nachwuchs sorgen.

Literatur:

 

Grams, Dr. F. & P. Dickmann (1997): Kleine rote Maulbrüter – eine Labyrinthfischgruppe stellt sich vor. DATZ 50 (9): 562ff.

Linke, H. (1998): Labyrinthfische – Farbe im Aquarium. Tetra-Verlag GmbH, Münster

Schäfer, S. (1997): Aqualog all Labyrinths. Verlag A.C.S. GmbH, Möhrfelden-Walldorf

 

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