“Burmastichlinge” der Gattung Indostomus

Wenn Aquarianerkollegen vor meinem Indostomus-Aquarium stehen und die Fische mit diesem seltsamen Namen darin zu finden versuchen, beschreibe ich die Fische als eine zwergenhafte Kreuzung aus Stichling und Seenadel.

Bis vor einigen Jahren war nur eine Art in der Gattung Indostomus bekannt. Es wurde jedoch schon damals aufgrund des großen Verbreitungsgebietes, Myanmar, Thailand, Malysien, Kambodscha und Laos, angenommen, dass es sich um mehrere Arten handeln könnte.

Im Jahre 1999 beschrieben R. Britz und M. Kottelat zwei neue Indostomus-Arten. Damit umfasst diese Gattung die drei Arten I. paradoxus, I. crocodilus und I. spinosus

Der Artikel von M. Schlüter über Indostomus paradoxus, und wahrscheinlich auch der von B. Wallach, beschreiben deren Erfahrungen mit  I. crocodilus.

Der Aquarianer kann beide Arten unterscheiden indem er auf die Rücken- und Afterflosse der Männchen achtet. Indostomus paradoxus hat nahezu durchsichtige Flossen, wohingegen I. crocodilus-Männchen außen eine schmutzig-weisses gefolgt von einem schokoladenbraunen bis schwarzen Band auf diesen Flossen haben.

Indostmomus paradoxus Männchen

Haltung im Aquarium

Da es sich bei „Burmastichlingen“ um relative kleine Fische mit einer Endlänge von etwa 30mm handelt und sie nicht sehr bewegungsfreudig sind, reichen Aquarien von 40cm Seitenlänge zur Pflege völlig aus.

Als Bodengrund verwende ich dunklen, abgerundeten Kies mit einer Körnung von 2mm. Bei der Pflege ohne Bodengrund ist auf eine regelmäßige Reinigung der Bodenscheibe zu achten, da sich hier durch Futterreste Bakterien stark vermehren und die bodengebundenen Indostomus dadurch erkranken könnten.

Des Weiteren dürfen Höhlen in Form von Bambus- oder Plastikröhren mit einem Durchmesser von 8-12mm nicht fehlen. Diese werden von Männchen bezogen und dienen als Ablaichort.  Zur Bepflanzung eignen sich Javafarn und – moos, klein bleibende Cryptocorynen und Anubias.

Ein luftbetriebener Schwammfilter und ein Regelheizstab vervollkommnen die Ausstattung des Aquariums.

An das Wasser stellen Indostomus paradoxus und I. crocodilus unterschiedliche Ansprüche.

Alle Vertreter der Gattung sind keine aktiven Jäger; es wird nur gefressen, was direkt vor das sehr kleine röhrenförmige Maul schwimmt. Daher wird Frostfutter oder gar Flockenfutter nicht akzeptiert. Ideal sind kleinste weisse Mückenlarven und Cyclops. Wassrflöhe und Artemia-Nauplien werden auch gefressen; Mikrowürmchen sollten nur im Notfall gereicht werden weil sie von den Fischen wenig beachtet und schlecht angenommen werden.

Am besten hält man Indostomus-Arten in Artaquarien. Als gemächliche Fresser kommen sie hier gut ans Futter. Will man auf Beifische jedoch nicht verzichten, muß man darauf achten, dass diese keine schnellen Fresser sind. Eine Vergesellschaftung von I. crocodilus und Boraras urophthalmoides funktioniert bei mir sehr gut. Die Indostomus beachten die Beifische nicht.

Männchen von I. crocodilus

Untereinander kann es zu „Revierkämpfen“ kommen. Begegnen sich zwei Männchen werden die Flossen gespreizt und der Kopf leicht nach oben angehoben. Die Tiere nehmen dabei parallele Positionen ein. Bei I. crcocodilus intensiviert sich die Farbe der Bänder auf der Rücken- und Afterflosse. Das unterlegene Männchen ergreift dann gleich die Flucht und wird nicht vom dominanten Tier verfolgt.

Fortpflanzung und Zucht

Sagen den Fischen die Wasserwerte zu und werden sie ausreichend mit Lebendfutter versorgt, laichen sie auch willig ab.

 

Männchen balzen Weibchen an, in dem sie ihre Erscheinung durch Flossenspreizen und Kopfnicken vergrößern. Bei Indostomus crocodilus scheinen die Bänder in der Rücken- und Afterflosse eine Rolle zu spielen. Ist das Weibchen laichbereit, was der Züchter am starken Körperumfang erkennen kann, schwimmt es mit dem Männchen in eine Höhle. Die Eier werden immer im oberen drittel der Seitenwand oder auch an der Höhlendecke abgelegt und vom Männchen besamt. Ein Weibchen kann zwischen zehn und vierzig Eiern absetzen, wobei die Eier einzeln abgelegt werden. Zwischen den einzelnen Ablaichvorgängen kann es vorkommen, dass sowohl das Männchen, als auch das Weibchen kurz die Laichhöhle verlassen. Es kann mehrere Stunden dauern bis das Weibchen alle Eier abgelegt hat.

Nun bewacht das Männchen allein das Gelege, übt jedoch keine Brutpflegemaßnahmen wie Befächeln oder Putzen der Eier aus.

Die etwa 1mm großen Eier sind grün gefärbt. Nach etwa zwei Tagen schlüpfen die Larven. Es hat sich jedoch bei mir, als auch bei Schlüter und Wallach gezeigt, dass die Eier am ersten oder zweiten Tag komplett verschwunden sein können. In meinen Aquarien führe ich das auf leichten Schneckenbefall (vermutlich eine Schlammschneckenart) zurück. Deshalb entnehme ich die Laichhöhle zusammen mit den Eiern kurz nach dem Ablaichen und gebe sie in ein zwei Liter fassendes Aquarium. Dem Wasser setze ich noch ein Mittel gegen Laichverpilzung zu. Über die Eier lasse ich einen sehr schwachen Luftstrom perlen, damit sich keine Schwebestoffe auf ihnen ablagern können. Der Schlupf erfolgt dann nahezu mit 100%.

Die geschlüpften Larven haben einen sehr auffälligen dreieckigen Dottersack und weisen eine dunkelbraune Musterung auf. Dieser wird die nächsten Tage zusehends kleiner und ist am sechsten Tag aufgezehrt. Nun ist es Zeit sehr kleines Futter in ausreichenden Mengen zu reichen. Wie die Eltern sind die Jungen keine aktiven Jäger. Daher ist eine hohe Futterdichte nötig. Ich füttere die Jungfische mit Rädertierchen und Flüssigaufzuchtfutter. Außerdem sollte das Becken dicht mit Javamoos gefüllt sein. Trotzdem hatte ich hohe Ausfälle, bis nach 14 Tagen endlich Artemia-Nauplien angenommen wurden. Ist diese Hürde erst einmal genommen ist die weitere Aufzucht nicht mehr schwierig. Wichtig ist, dass der Züchter darauf achtet, dass die Bodenscheibe des Aufzuchtaquariums sauber ist. Wird nicht darauf geachtet kann es zu einem Totalverlust der Brut kommen.

Hält man Indostomus in einem (schneckenfreien) Artbecken, so kann man ohne weiteres bei guten Pflegebedingungen Jungfische entdecken. Zur Arterhaltung reicht diese Zuchtmethode aus.

Literatur:

 

Britz, R. und Maurice Kottelat. 1999. Two new species of gasterosteiform fishes of the genus Indostomus (Teleostei: Indostomidae). Ichthyol. Explor. Freshwaters, Vol 10, No. 4: 327-336

Schlüter, M. 1997. Der Burmastichling Praktische Erfahrungen mit Indostomus paradoxus. TI Magazin, 1997: 24-26

Wallach, B. 1986. Die Zucht des Burmastichlings, Indostomus paradoxus. Aquar. Terrar. Ztsch., 39: 449-502

 

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